Hypnose = Showhypnose?
Sehr viele Menschen verbinden mit dem Wort Hypnose die Vorstellung von dem was in einer Show-Hypnose gezeigt wird: nämlich, dass man willenlos Dinge tut, die man normalerweise nicht tun würde und keinerlei Kontrolle darüber hat. Hypnose als Therapieverfahren, wie ich sie anwende, hat mit Show-Hypnose wenig gemeinsam: medizinische Hypnose oder Hypnotherapie soll Sie darin unterstützen, das zu erreichen, was Ihnen wichtig ist (und nicht was ein Showhypnotiseur für das Gelingen seiner Show von Ihnen möchte). Seit 2006 ist Hypnose daher auch als psychotherapeutisches Verfahren zur Kurzzeit-Therapie durch den wissenschaftlichen Beirat Psychotherapie zugelassen.
Was genau ist Hypnose?
Während der Hypnose sind Sie jederzeit wach, können mit mir kommunizieren und entscheiden selbst ob sie etwas tun wollen oder nicht. Viele vergleichen die Hypnose mit dem Zustand, kurz bevor man einschläft - der Übergang zwischen Wach sein und schlafen. Vielleicht auch vergleichbar mit einem "Tagtraum" oder wenn man z.B. während eines Films oder Gesprächs in Gedanken abschweift oder in ein gutes Buch eintaucht.
Den Zustand in Hypnose nennt man auch Trance - und das ist ein ganz natürlicher Zustand, den wir im Grunde alle kennen und in dem wir mehrmals am Tag sind - ohne es bewusst zu bemerken. Sind Sie schon einmal von der Arbeit nach Hause gefahren und haben sich zu Hause gefragt, wie sie eigentlich da hin gekommen sind? Sie konnten sich nicht mehr konkret an Einzelheiten der Fahrt erinnern? Das ist Trance. Ein Teil von Ihnen - nennen wir es mal einen unbewussten Anteil - hat ganz automatisch und souverän den Verkehr beobachtet, das Auto gelenkt, den Blinker betätigt und alles andere was notwendig war um sicher nach Hause zu fahren, während ein anderer Teil von Ihnen in Gedanken und mit etwas ganz anderem beschäftigt war, sich also bewusst mit etwas ganz anderem als dem Verkehr auseinandergesetzt hat.
Das Bewusste und das Unbewusste arbeiten immer zusammen, mal spielt der eine Teil eine größere Rolle, mal der andere. Beide Teile haben ihre Qualitäten und ihre Berechtigung - je nach Situation. In der Hypnose geht es darum, beiden Teilen den benötigten Raum zu geben.
Wieso ist Hypnose hilfreich?
Man kann Situationen und Probleme ganz bewusst anschauen und mit dem Verstand analysieren - so wie man es bei einer Psychotherapie oder einem Coaching tut. Das ist absolut wichtig und hilfreich. An mancher Stelle bringt einen jedoch der bewußte Verstand nicht weiter weil eben immer auch das Gefühl eine Rolle spielt und uns in unserem Handeln beeinflusst. Hier kann Hypnose hilfreich sein. In Hypnose wird das Gefühl (bzw. das Unbewusste) mit ins Boot genommen und untersützt auf diese Weise.
Wie fühlt sich Hypnose an?
Hier schildert eine Klientin wie sie ihre erste Hypnose erlebt hat:
«Aufgrund von anhaltenden Schmerzen sollte ich mit Akupunktur behandelt werden. Ich hatte zwar keine Nadelphobie, jedoch hatte ich große Angst davor eine Spritze zu bekommen und wurde dabei auch häufig ohnmächtig. Bei der Akupunktur habe ich also tapfer die Zähne zusammen gebissen um diese Nadeln auszuhalten, aber mir ging es nicht gut dabei. Der Arzt war sehr aufmerksam, registrierte dies und machte den Vorschlag vielleicht erst mal einen entspannteren Umgang mit den Nadeln herzustellen – dies wollte er in Hypnose tun und ich stimmte zu.
Ich lag auf einer Liege und er sprach irgendetwas auf mich ein. Während ich ihm zuhörte hatte ich gleichzeitig ständig eine kommentierende Stimme im Kopf: „ … aha … das soll also Hypnose sein … hmmmm …. Ich merke noch gar nichts … ach … draußen im Gang läuft jemand vorbei … ob der Arzt wohl merkt, dass ich mir hier meine eigenen Gedanken dazu mache … ob ich ihm jetzt was vorspielen soll? …“ So ging es die ganze Zeit weiter. Ich selbst hatte den Eindruck als hätte sich nichts verändert. Ich habe alles mitbekommen was um mich herum lief, konnte mich bewegen, konnte die Augen öffnen und schließen … Dann kam die Stelle, wo er sagte, dass ich ihm ein Zeichen geben sollte, wenn ich bereit dafür wäre, dass er nun (wie vorher erklärt und vereinbart) am Handrücken eine Hautfalte bilden würde und eine Nadel quer durchstechen würde. An der Stelle war es für mich selbst verwunderlich zu registrieren, dass ich mich ganz frei dazu entschied! Es war kein Gefühl von „das musst du jetzt tun“ oder „das erwartet der jetzt von dir“ sondern es war ein klares „ja, das kann er machen, das ist in Ordnung, ich bin bereit dazu“. Also gab ich das Zeichen und er tat was vereinbart war.
Ich weiß noch wie ich dann ungläubig auf diese Hand mit der Nadel gesehen habe und völlig verblüfft darüber war, dass es zum einen überhaupt nicht blutete und zum anderen ich das zugelassen hatte. Und es war völlig ok! Es war überhaupt kein Gefühl wie sonst, dass ich es aushalten muss oder mich zusammenreißen muss. Für mich ein ganz, ganz beeindruckender Moment. Der Arzt hat die Hypnose dann irgendwann wieder beendet und da ist mir erst aufgefallen, dass es einen Moment dauerte, bis ich wieder klar und wach war – so als ob ich morgens aufwache und noch nicht so ganz wach bin – obwohl ich gleichzeitig im Kopf immer klar war und weiterhin alles gedanklich kommentierte!
Für mich war dies ein ganz beeindruckendes Erlebnis. Ich hatte einen Umgang mit dieser Nadel erlebt, den ich vorher noch nie so kennen gelernt hatte – und das alles hatte ich selbst gemacht! Ich hatte also die Fähigkeit dazu und habe den Zugang dazu über die Hypnose gefunden. Das wollte ich lernen! So habe ich also Selbsthypnose erlernt und viele tolle Erlebnisse und beeindruckende Erfolge damit gehabt. Egal ob beim Zahnarztbesuch, zur Klausurvorbereitung im Studium oder im beruflichen Setting – die Selbsthypnose habe ich immer dabei und kann sie jederzeit nutzen.»
Im Buch von Gerald Hüther „Was wir sind und was wir sein könnten“ ist folgende Passage zu finden. Sie beschreibt auf andere Weise, was die Klientin erlebt hat:
Die Erkenntnisse der Neurobiologen belegen, dass sich Menschen zeitlebens verändern. Meist folgen sie dabei allerdings ihren bereits vorher erworbenen Mustern, so dass dieser Anteil, den wir Persönlichkeit oder Charakter nennen, weitgehend änderungsresistent erscheint… es gibt aber auch Ausnahmen …die zeigen dass es geht und auch wie es gehen kann: Indem eine Person Anteile in sich wiederentdeckt und weiterentwickelt, die im alten „Betriebsmodus“ verdrängt, unterdrückt oder abgespalten waren. Dazu kann man nicht von außen überredet, überzeugt, angeleitet oder unterrichtet werden. Wer andere Menschen auf einen solchen Weg bringen will, müsste in der Lage sein, sie zu ermutigen oder …zu inspirieren, eine neue Erfahrung mit sich selbst, mit anderen, in der Schule oder der Ausbildung, im Beruf, in seiner eigenen Lebensgestaltung machen zu wollen.
Wofür kann Hypnose angewendet werden?
Die Anwendungsgebiete für Hypnose sind sehr vielfältig. Unter dem Menüpunkt "Gesundheit" finden Sie weiterführende Erklärungen zu den jeweiligen Themen bzw. Erkrankungen.
Die hier aufgeführten Stichworte sind mit den entsprechenden Themen-Seiten verlinkt. Sollten Sie Ihr Thema nicht finden oder nicht zuordnen können, sprechen Sie mich gerne an.
Welches Potential die Hypnose im medizinischen Bereich bietet ist in der Schweizer Sendung "Puls" mit einem Filmbeitrag über "Hypnose in der Medizin: Die immense Kraft unserer Imagination" eindrucksvoll dargestellt. Es wird schweizerdeutsch anmoderiert, aber der Filmbeitrag ist hochdeutsch, also für alle verständlich. Eindrücklich die Hypnose-Vorbereitung und dann erfolgreiche Durchführung eines komplizierten chirurgischen Eingriffs an den Handknochen ohne Anastäsie. Ebenfalls schön: Am grössten Krankenhaus in Genf wird das Personal in Hypnose geschult, um die Kommunikation zwischen medizinischem Personal und Patienten zu verbessern.
Den spannenden und kurzweiligen Filmbeitrag können Sie sich auf YouTube ansehen:
