Die Geburt gehört schon lange Zeit zu den erfolgreichen Einsatzfeldern der Hypnose. Hebammen haben bereits seit Jahrhunderten in der traditionellen Geburtshilfe suggestive Sprachmuster zur Geburtserleichterung eingesetzt. Auch das Fehlen von Narkose- und Schmerzmitteln führte zur Nutzung der Hypnose. In Russland waren nach dem zweiten Weltkrieg sogenannte „Hypnotarien“ zur Entbindung in Hypnose etabliert.
Aktuelle Situation
Heutzutage ist die Betreuung von Schwangeren in Deutschland fast ausschließlich auf die medizinische Überwachung von Mutter und Kind ausgerichtet. Zur Vorsorgeuntersuchung geht die Frau in die Arztpraxis (welche normalerweise eher mit Krankheit in Verbindung gebracht wird) um eine gesundheitliche Gefährdung auszuschließen oder dieser rechtzeitig begegnen zu können. Die Entbindung findet meistens im Krankenhaus statt, welches ebenfalls mit Krankheit assoziiert ist. Dadurch kann leicht der (mehr oder weniger bewusste) Eindruck entstehen, die Schwangerschaft sei eine Art Krankheit und kein normaler physiologischer Prozess. Diese rein medizinische Überwachung wird auch den psychischen Bedürfnissen der werdenden Eltern nicht gerecht. Denn mit der Geburt eines Kindes verändert sich auch das ganze Familiensystem: das Liebespaar übernimmt nun die Rolle der Elternschaft.
Dazu kommt, dass viele Frauen in der Schwangerschaft deutlich ängstlicher sind als sonst. Vor allem sehen die meisten Schwangeren der Geburt eher ängstlich als freudig entgegen. Dies begünstigt ein Verhaltensmuster das gekennzeichnet ist durch
Während der Geburt erhöht sich die Schmerzempfindlichkeit durch die Ausschüttung von Stress-Hormonen, der Schmerz nimmt zu, dies führt zu weiteren Verkrampfungen und psychischem Stress. Ein Kreislauf, der bei einer Geburt sicher nicht hilfreich ist und im Widerspruch zu einer leichten Entbindung steht. Wie soll sich der Muttermund (was ja ein Muskel ist) zu Beginn der Entbindung öffnen, wenn alle Systeme im Körper der Frau auf Verkrampfung und Starre ausgerichtet sind?
Es gehört zum uralten Hebammenwissen dass Zuversicht, Ruhe und Humor eine Geburt erleichtern können, während etwa sorgenvolle Bemerkungen, Hektik und gestresstes Verhalten des anwesenden medizinischen Personals bei der Schwangeren während der Geburt zu körperlichen Verkrampfungen, psychischem Stress und einer erschwerten Entbindung führen können.
Warum Hypnose?
Was kann die Schwangere tun und wie kann eine Geburtsvorbereitung mit Hypnose helfen die Weichen in Richtung einer leichteren Geburt zu stellen?
Ganz wichtig ist es, diese Zusammenhänge zu kennen und zu verstehen. Der wichtigste Baustein ist das Erlernen von Selbsthypnose um mit dieser Entspannungstechnik gezielt den Teil des (vegetativen) Nervensystems anzusprechen, der für körperliche Entspannung zuständig ist und dabei gleichzeitig ein Gefühl von Sicherheit entsteht. Die Tatsache, dass die Frau eine Methode an der Hand hat, die sie selbst nutzen und einsetzen kann, erhöht die Selbstwirksamkeit und reduziert das Gefühl des „sich-ausgeliefert-fühlens“. Deswegen ist es wichtig, dass die Schwangere Selbsthypnose erlernt um es während der Geburt autonom und flexibel einsetzen zu können. Im Gegensatz zu einer passiven Vorbereitung mit vorgefertigten Trancen, die einfach nur zur Entspannung angehört werden, erlaubt die erlernte Selbsthypnose einen flexiblen Umgang im individuellen Geburtsverlauf - und zwar auch unabhängig von einem MP3-Player oder Kopfhörern mit denen eine Trance angehört werden kann. Die Schwangere erlernt jederzeit die Trance selbständig zu aktivieren und flexibel einzusetzen.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Imagination des Geburtsverlaufs im letzten Drittel der Schwangerschaft. Denn damit werden bestimmte Verhaltensmuster bereits hirnphysiologisch gebahnt. Spitzensportler nutzen die Imagination seit vielen Jahren um Höchstleistungen mental vorzubereiten um sie später leichter abrufen zu können.
Interessanterweise verläuft auch die Erholung nach der Geburt wesentlich schneller wenn Hypnose eingesetzt wurde. Prinzessin Kate hat bei der Geburt ihres dritten Kindes dadurch für großes Aufsehen gesorgt und Geburtsvorbereitung mit Hypnose damit „Salonfähig“ gemacht.
Inzwischen hat eine Vielzahl wissenschaftlicher Studien die eindeutigen Vorteile der hypnotischen Entbindung nachgewiesen.
Vorteile einer Geburtsvorbereitung mit Hypnose im Überblick
„Schmerzmittel“ Hypnose
- Hypnose ist in der Lage Schmerz zu reduzieren und auszuschalten.
- Sie beeinträchtigt den normalen Geburtsprozess nicht.
- Sie beeinträchtigt die Atmung und die Blutzirkulation des Kindes nicht.
- Sie ist das ideale Schmerzmittel, da es im Vergleich zu chemischen Schmerzmitteln keinerlei Nebenwirkungen hat.
Wehen
- Keine Beeinträchtigung der Gebärmutteraktivität: Narkose- und Schmerzmedikamente wirken unterdrückend auf die Kontraktionen der Gebärmutter und verlängern die Wehen.
- Die Gebärende kann besser kooperieren und den Anweisungen der Hebamme folgen damit das Gewebe sich langsam genug denen kann und weniger häufig reisst.
- Die Ausstoßung der Plazenta wird nicht beeinträchtigt, Forschungsergebnisse weisen sogar darauf hin dass der Blutverlust verringert ist.
Entspannung
- Hypnose erhöht in hohem Maße die Entspannungsfähigkeit: das macht die Geburt leichter. Auf diesem Wege bewirkt sie üblicherweise eine Verkürzung der Eröffnungsphase (um bis zu 20 %).
- Mit Hypnose kommt es nicht so schnell zur Ermüdung bei der Geburt: Die Widerstandskraft bei körperlicher Anstrengung ist in Trance erhöht.
- Die Erholungsphase nach der Geburt verläuft in der Regel schneller und ohne Zwischenfälle.
- Hypnose regt die Laktation an.
Selbstwirksamkeit
- Es braucht weder Equipment zum Abhören von vorgesprochenen Trancen, noch eine Fachperson die bei der Geburt anwesend ist.
- Die Schwangere kann den Einsatz von Selbsthypnose selbst lenken und entsprechend ihrer eigenen Bedürfnisse steuern.